KI und das verzerrte Ich – was künstliche Intelligenz mit unserer Selbstwahrnehmung macht

„Du siehst heute umwerfend aus!“
„Danke, ich habe mir einfach nur die Haare gewaschen.“


Das war mein erster Gedanke, als ich das vermeintlich perfekte Porträt von mir sah.
Makellos, elegant, professionell – und gleichzeitig: nicht wirklich ich.
Denn das Bild war
KI-generiert.

Ich habe mir im Februar 2025 ca. 150 künstlich erzeugte Business-Porträts erstellen lassen – aus Neugier und als Experiment.
Von diesen 250 sahen vielleicht 10 ein bisschen nach mir aus.
Die meisten waren überinszeniert, zu glatt, zu fremd – wie Versionen eines Ichs aus einem Paralleluniversum.

Was als Spielerei begann, wurde zu einem kleinen Reality Check: Wie verändert KI unseren Blick auf uns selbst?

Hier geht's zu Claire Siegert's Linkedin-Post.


Zwischen Faszination und Verzerrung

Die kreativen Möglichkeiten von KI sind atemberaubend.
Tools wie Midjourney oder Sora können in Sekunden Bilder erzeugen, die aussehen, als stammten sie aus einem Hochglanz-Magazin.
Für Menschen, die regelmäßig Content posten, scheint das verlockend: keine stundenlangen Shootings, keine Abhängigkeit von Licht, Laune oder Terminplan.

Aber: Die Grenze zwischen praktisch und problematisch ist schmal.
Denn sobald KI unsere Gesichter generiert oder verändert, betrifft das etwas sehr Intimes – unsere Identität.

Die Technologie zwingt uns, uns selbst zu betrachten, aber durch einen digitalen Spiegel, der ständig verzerrt.


Was macht das mit uns?
Mit unserem Selbstbild, unserem Selbstwert, unserer Authentizität?


Der Moment der Irritation

In der App musste ich meinen Body Type angeben.
Zuerst wählte ich „Regular“ – die KI machte mich auffällig dünn.


Dann wählte ich „Curvy“ – plötzlich war ich völlig übergewichtig.
Zwischen diesen Extremen passte kein realistisches Ich.


Mein Fazit: Ich bin wohl Body Type: Unicorn. 🦄

Aber Spaß beiseite:
Dieses Erlebnis ließ mich nicht kalt.
Ich bin 34 und habe ein stabiles Selbstbild – trotzdem hat mich das Experiment tagelang beschäftigt.
Ich fragte mich: Wie hätte ich als 16-Jährige auf diese Bilder reagiert?
Was, wenn ich mich an ein KI-Ideal gewöhnt hätte, das mit der Realität nichts zu tun hat?


Spiegel und Filter zugleich

KI-Bilder zeigen uns oft nicht, wer wir sind, sondern wie wir gerne gesehen werden möchten.
Und das ist der gefährliche Punkt:
Wir beginnen, uns selbst aus der Perspektive eines Algorithmus zu betrachten.

Doch paradoxerweise steckt darin auch ein Lernmoment.
Während ich durch die Bilder scrollte, wurde mir bewusst,
welche Outfits, Farben und Frisuren mir tatsächlich stehen.
Die KI war plötzlich ein kreativer Spiegel – Inspiration statt Illusion.
Und Fun Fact: Ich war danach wirklich beim Friseur.

Vielleicht liegt genau hier eine Chance für Branchen wie Mode, Beauty oder Branding:
KI kann helfen, neue Perspektiven zu zeigen – wenn wir sie
bewusst nutzen und ihre Grenzen kennen.


Personal Opinion: Authentizität bleibt analog

Trotz allem bleibt für mich klar: Eine KI ersetzt keine Fotograf:innen.
KI kann Stimmungen imitieren, Licht simulieren, Oberflächen perfektionieren, aber sie fängt keine echten Emotionen ein. Ein Mensch hinter der Kamera sieht nicht nur dein Gesicht, sondern deine Geschichte.
Und das ist etwas, was keine KI verstehen oder nachbilden kann.


Zwischen Werkzeug und Weltbild

Das Experiment hat mir gezeigt, wie leicht Technik das verschieben kann, was wir als „normal“ empfinden.
KI ist längst Teil meines Arbeitsalltags – ob bei Texten, Ideen oder kleinen Coderoutinen.
Aber wenn es um Identität geht, wird es heikel.

Denn je perfekter unsere digitalen Abbilder werden, desto größer wird die Versuchung, das Unperfekte im echten Leben zu kaschieren.
KI verändert damit nicht nur,
wie wir aussehen, sondern auch, wie wir uns selbst sehen.


Mein Fazit

Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug. Und im Business-Alltag nutze ich JEDEN TAG.
Aber  sie hält uns auch einen Spiegel vor – manchmal gnadenlos.
Sie zwingt uns, Fragen zu stellen:
Wie echt wollen wir sein?
Wie viel Kontrolle geben wir ab?
Und was passiert, wenn wir anfangen, lieber das KI-Ich zu mögen als das echte?


Die Herausforderung liegt nicht in der Technologie.
Sondern in unserer Fähigkeit,
uns selbst treu zu bleiben – auch im digitalen Spiegel.


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